Alexis: Wie alles begann …

Im Jahre 1642 steigt der junge Pariser Meisterdieb Alexis (geb. 1620) in den Palast von Kardinal Richelieu ein und klaut die Diamanten der Mätresse des hohen Herrn. Doch er wird erwischt und vor die Wahl gestellt: Entweder den Tod durch den Strang oder ein Leben als Testesser beim Kardinal. Alexis entscheidet sich für Letzteres und wenige Tage später fährt seine Seele nach dem Genuss von Hühnchen in Weißweinsauce gen Himmel.

Annähernd 200 Jahre sitzt er auf einer Wolke und langweilt sich furchtbar, bis ihn der heilige Nikolaus, der Chef des Weihnachtshimmels, zum stellvertretenden Weihnachtsmann und Weihnachtsengel Nr. 45716 ernennt. Fortan beschert der ehemalige Dieb die Menschen im Rheinland und in Teilen des Ruhrgebietes nach seinen eigenen sozialen Maßstäben, sehr zum Missfallen des heiligen Nikolaus, der seinem aufmüpfigen Mitarbeiter dann oft das Putzen der großen Himmelstreppe aufs Auge drückt, die abermilllionen Stufen hat.

Doch Alexis ficht das nicht weiter an und greift weiter in die Belange der Menschen ein.

Die teilweise haarsträubenden Abenteuer, die er seiner Biografin erzählt, führen ihn unter anderem nach Bonn, Bochum, Linz, Königswinter, in zweierlei Mondörfer und zum Nordpol.

Er lehrte die Statthalter des französischen Kaisers Napoleon, die in Brühl die Weihnachtssteuer einführten und das Schloss Augustusburg besetzten, das Fürchten. Im Dörfchen Hangelar rettete er im Jahre 1943 auf dem Flughafen ein junges Pärchen vor dem sicheren Tod.

In Köln klaute er während der Weltwirtschaftskrise ein ganzes Buffet, um es an Bedürftige zu verteilen. Im Jahre 1868 bescherte Alexis im damals noch beschaulichen Godesberg nach englischer Sitte durch den Kamin, was ein Beben in der Hölle auslöste, weil die Teufel Lachkrämpfe bekamen.

Ach ja, die Teufel …

Die spielen in den mèmoires des Weihnachtsengels eine besondere Rolle, denn sie versuchen gelegentlich, die Herrschaft über den Himmel zu erringen. Und wenn ihnen das nicht gelingt, dann zumindest über die Gaststätte “Zum Fegefeuer”, die an der großen Himmelstreppe liegt.

Zeichnung: Raimund Schüller